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Pressemitteilung

8 Gründe warum Kuglhof 2 Pfaffenhofen nicht gut tut

1. Alles hat seinen Preis. 2. es ist riskant 3. Lebensgrundlagen werden zerstört ... 6. Und es wird noch heißer! Lies alle!

Es gibt viele Gründe. Ein paar werden hier aufgezählt.

1.    Alles hat einen Preis
Wenn eine Kommune Gewerbe und Industrie ansiedeln lässt, bekommt sie sozusagen als Entschädigung einen Teil der Gewerbesteuern. Sie wird reicher an finanziellen Möglichkeiten, aber sie zahlt mit ihrer Schönheit, Sauberkeit, Identität und Heimatverbundenheit. Sie zahlt mit mehr Verkehr, mehr Wasser- und Energieverbrauch, Lärm und anderen Emissionen. Durch das Wachstum steigen die finanziellen Belastungen für technische Infrastrukturen, für Unterhalt und Pflege von Straßen, Grünanlagen, Ausgleichsflächen, Wasserrückhaltung, Wasservorhaltung, Wasserreinigung. Auch die Kosten für die Verwaltung, sowie für das Vorhalten sozialer Infrastrukturen, wie z.B. Schul- und Kindergartengebäude und -Personal steigen. Das belastet die kommunalen Haushalte erheblich und verursacht Kosten, die von der Gemeinschaft getragen werden müssen. Manchmal ist es Not-wendig, diesen Preis zu zahlen. Aber die Entscheidungsträger sollten sich und auch den Bürgerinnen und Bürgern bewusst machen, welche Kosten da auf sie zukommen. Mit steigenden Gebührenbelastungen ist zu rechnen.


2.    Es ist riskant
Wir leben in Krisenzeiten. Die Klimakrise und der Schwund der Artenvielfalt sind sicher die elementarsten. Jedoch auch Finanz-, Wirtschafts-, und Globalisierungskrisen, Kriege, Ressourcenmangel und Katastrophenrisiken nehmen offensichtlich zu. Jetzt mit vielen Millionen in Kuglhof 2 in Vorleistung zu gehen, ist nicht ungefährlich für die Stadt. Vorsichtigere kleinere flexiblere Schritte wären angebracht, wenn man ins Ungewisse geht. Konsolidieren statt expandieren wäre angemessen.


3.   Lebensgrundlagen werden zerstört.

38 Hektar ist ungefähr die durchschnittliche Größe eines bayerischen Bauernhofs. Aber nicht nur die Lebensgrundlage einer Bauernfamilie wird zerstört. Es geht um die Lebensgrundlagen von uns allen.
Die Flächen am Kuglhof gehören zu den fruchtbarsten im Stadtgebiet und bringen auch in trockenen Sommern zuverlässig gute Ernten. Von einem Hektar Ackerland kann man im Durchschnitt 40 Tonnen Kartoffeln oder 7,5 Tonnen Weizen oder 3 Tonnen Raps für 1600 Liter Speiseöl ernten. Oder Mais als energiereiches Futter für unsere Nutztiere. Auch den Hopfen wollen wir in Zukunft nicht aus China importieren müssen. Die Bauern sind zu Recht aufgebracht, wenn ihre Äcker für ökologisch wertlos erklärt werden.

Zum Beispiel heißt es in der aktuellen Nachhaltigkeitsstrategie Bayerns: „Die zunehmende Versiegelung vormals unbebauter Flächen stellt einen großen Eingriff in den natürlichen Wasserhaushalt, besonders in die Grundwasserneubildung dar. … Versiegelte Böden speichern und filtern kaum Wasser, beeinflussen das Lokalklima nachteilig und binden kaum Feinstaub. Geschädigte und überbaute Böden stehen der Land- und Forstwirtschaft für eine nachhaltige Lebensmittel- und Rohstoffproduktion und damit die Versorgungssouveränität allenfalls eingeschränkt zur Verfügung, führen zum Verlust bayerischer Kultur- und Erholungslandschaft und können Grundwasser und Gesundheit gefährden. Es gilt daher, die Flächeninanspruchnahme deutlich zu reduzieren und nutzungsbedingte Schädigungen von Böden zu vermeiden.“

Theoretisch sind die negativen Auswirkungen des Flächenfraßes schon lange auch in der Politik bekannt. Ständig wird von allen politischen Seiten zum Flächensparen aufgerufen.
Boden ist im wahrsten Sinne des Wortes Lebensgrundlage für alle Lebewesen. Statt Fläche zu verbrauchen, sollte man sie daher entwickeln, wie es zum Beispiel die Pfaffenhofener Bodenallianz vorbildlich tut.
Nachhaltigkeit bedeutet, dass man nur so viel verbraucht, wie nachwächst. Boden wächst nicht nach. Auch nicht in Pfaffenhofen. Jeder Quadratmeter ist ein Schatz! Haben wir es wirklich nötig unsere besten Böden herzugeben, unser Tafelsilber? Die Verantwortlichen müssen endlich vom Reden ins Tun kommen und den Flächenfraß stoppen! So verschwenderisch wie bisher mit unseren Lebensgrundlagen zu wirtschaften geht an den Herausforderungen der Zeit total vorbei.


4.    Optimum überschritten
Es gibt für alles eine optimale Größe. Ein Weiterwachsen darüber hinaus ist ungesund. Pfaffenhofen hat in den letzten Jahren nach Kuglhof 1 zusätzliche gewerbliche Flächen an der Trabrennbahn, am Sandkrippenfeld I und II, am EcoQuartier und in der Posthofstraße ausgewiesen. Auf allen diesen Flächen war für die aussiedlungswilligen Unternehmen anscheinend nichts Passendes dabei. Die derzeit 170 Hektar Industrie- und Gewerbegebiete würden durch Kuglhof 2 um 22% anwachsen. Moderates Wachstum kann man das nicht mehr nennen. Auch weltweit hat das Wirtschaftswachstum das gesunde Maß bereits deutlich überschritten und wir sehen und spüren deutlich die Folgen. Die Wissenschaft ist sich einig: Stopp! wir dürfen nicht weiterwachsen! Aber Pfaffenhofen gibt Gas. Die Einzigen, die in einer begrenzten Welt an unbegrenztes Wachstum glauben, sind die Narren und die Ökonomen.

5.    Die Zukunft verbaut?
Die Stadt argumentiert für den Standort am Kuglhof, weil es „das letzte Gebiet auf städtischem Grund ist, wo ein größeres Industrie- und Gewerbegebiet möglich ist.“ Wir sagen: genau deshalb dürfen wir es nicht bauen! Wenn es tatsächlich die letzte Möglichkeit ist, sollten wir sie unseren Kindern und Enkeln nicht auch noch wegschnappen. Ob unsere Nachkommen dankbar sein werden, wenn wir 2023 beschließen ihre Lebensgrundlagen und gleichzeitig ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu dezimieren?

6.    Und es wird noch heißer
Wenn Flächen unter Asphalt oder Gebäuden versiegelt werden, entsteht eine riesige Menge CO2. Die energiefressende Herstellung von Beton ist für 10% des weltweit ausgestoßenen Kohlendioxid verantwortlich. Recyclingbeton hilft zwar ein bisschen, Rohstoffe zu sparen, vor allem Kies, doch die CO2-Bilanz wird dadurch nicht wesentlich verbessert.
Auf Ackerböden dagegen kann man durch Humusaufbau ganz natürlich CO2 aus der Luft im Boden speichern, ganz ohne Zukunftstechnologie.  Im Schnitt sind in einem Hektar Ackerboden etwa 95 Tonnen Kohlenstoff gespeichert.
Noch sind die unversiegelten Flächen am Kuglhof ein sogenanntes Kaltluftgebiet. Sie versorgen Teile der Stadt in heißen Sommernächten mit Kühle.  
Über versiegelten Flächen heizt sich die Luft jedoch zusätzlich auf. Kuglhof 2 macht die Flächen vom Klimakühler zum Klimakiller.

7.    Mehr Verkehr
Mehr Arbeitsplätze, mehr Produktion und mehr Unternehmen bedeutet mehr Zufahrtsverkehr, mehr Lieferverkehr, auf Jahre hinaus zusätzlicher Baustellenverkehr. Und das zu einem guten Teil durch die beiden einzigen Bahnunterquerungen an der Moosburger und der Weiherer Straße. Die Bewohner der Ostviertel der Stadt stöhnen jetzt schon unter der immensen Last des Verkehrs. Da nützt die gute Autobahnanbindung nur teilweise, denn der Verkehr geht erfahrungsgemäß in alle Richtungen. Wie in diesen engen und verkehrsreichsten Straßen innerorts Radwege verwirklicht werden können, ist noch ein Geheimnis der Stadtverantwortlichen.
Für die ersehnte Südumgehung sollte man eine ökologischere Trasse finden, vielleicht an der Hochspannungsleitung entlang zur äußeren Moosburger Straße, die man laut Auskunft vom Straßenbauamt durchaus verbreitern und als Umgehung mitnutzen könnte. Die im Plan zu Kuglhof 2 vorgesehene Trasse zerstört die artenreichen Lebensräume am Waldrand und trennt mit einer breiten und tiefen Schneise eine Waldnase vom Schindlhauser Forst ab. Mit der Ruhe im Wald ist es dann zumindest ein Stück weit vorbei. Ob und wann die Trasse kommt, steht noch in den Sternen. Die Stadt hat jedenfalls keinen Einfluss darauf, denn es ist ein Projekt des Bayerischen Staates. Auf Hettenshauser Grund stehen noch nicht mal die benötigten Grundstücke zur Verfügung. Man kann nur hoffen.

8.    Der Druck auf den Wohnungsmarkt wird steigen
„Mehr Wohnraum“ verspricht die Werbung für Kuglhof 2. Weil Betriebe aus dem Stadtgebiet nach draußen verlagert werden sollen. Auf den dann freien Flächen sollen Wohnblöcke entstehen. Gleichzeitig werden in Kuglhof 2 nach und nach angeblich bis zu 3000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Nur wenige der jetzigen Auspendler werden ihre jetzigen Arbeitsstellen aufgeben wollen und in Kuglhof 2 einen adäquaten Ersatz finden.  Weil Facharbeitermangel und Arbeitskräftemangel auch in den nächsten Jahren aufgrund des demographischen Wandels eher zunehmen werden, können diese zusätzlichen Stellen nicht mit hiesigen Arbeitnehmern besetzt werden. Pendler werden kommen müssen. Sie werden mit ihren Familien Wohnungen in der Nähe suchen. Am besten in Pfaffenhofen. Der Druck auf den Wohnungsmarkt wird steigen. Und damit auch die Preise.

Fazit
Wir halten Kuglhof 2 für riskant und in vieler Hinsicht nachteilig für die Stadt.
Das „Bündnis für nachhaltiges Wirtschaften“ verspricht den Pfaffenhofenern das Blaue vom Himmel herunter: Alle Probleme werden durch noch mehr Wachstum gelöst werden und Kuglhof 2 wird ein Paradiesgarten. Die Werbekampagnen dazu sind offensichtliches Greenwashing.
Die Mehrheit im Stadtrat will Kuglhof 2 auf Biegen und Brechen umsetzen. Der Platzbedarf ist ein altes Problem und soll in althergebrachter Manier mit Flächenfraß gelöst werden. Die Stadträte haben in den vergangenen Jahren viele gute Entscheidungen getroffen und der Stadt einen guten Ruf in Sachen Ökologie erworben. Wir ehren diese Leistung ausdrücklich.
Aber ebenso ausdrücklich weisen wir darauf hin, dass dieser Ruf mit Kuglhof 2 auf dem Spiel steht. Ein Gewerbe- und Industriegebiet ist in dieser Größe nicht Not-wendig und auf fruchtbarem Boden widersinnig.
Mit einem Stopp der Planungen durch den Bürgerentscheid geben wir den Verantwortlichen der Stadt die Chance, das Projekt nochmal zu überdenken und ernsthaft und kreativ über alternative Lösungen nachzudenken.

 

 

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