Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen

Pressemitteilung

40 Jahre gelebte Integration in Pfaffenhofen – Ein Rückblick von Reinhard Haiplik

Am 10.11.2025 lud die ÖDP zu einem Vortrag mit dem Titel „40 Jahre Miteinander“ in den Pfarrsaal in Pfaffenhofen ein. Der langjährige Stadtrat und frühere Integrations- und Heimatreferent Reinhard Haiplik zeichnete in eindringlichen Beispielen den Weg der Stadt von den ersten Gastarbeitern der 1960er Jahre bis zur vielfältigen Gesellschaft von heute nach.

Foto von der Veranstaltung: Judith Neumair begrüßt den Referenten Reinhard Haiplik

Vom Fremdsein zum Dazugehören
Die Anfänge der Zuwanderung in Pfaffenhofen waren geprägt von Unverständnis und Vorurteilen. In den 60er- und 70er-Jahren kamen zunächst Arbeitskräfte aus Italien, Griechenland, der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien. Viele lebten isoliert, Sprachbarrieren erschwerten den Kontakt. Haiplik erinnerte an tragische Ereignisse wie den Tod eines türkischen Kindes oder die Ermordung einer Romni-Frau 1972 in Niederthann – Beispiele, die zeigen, wie tief Rassismus auch im ländlichen Raum verwurzelt war.
Gleichzeitig begann Integration im Kleinen: mit italienischen Eisdielen und Lokalen, die mediterranes Lebensgefühl in die Stadt brachten. Heute prägen sie die Pfaffenhofener Gastronomie und sind Sinnbild gelungener Integration.
„Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, betonte Haiplik. Wo Menschen miteinander reden, wachsen Verständnis und Vertrauen – ob im Sportverein, am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft. Der Referent erinnerte an viele persönliche Begegnungen, vom jordanischen Arzt, der rasch geschätzt wurde, bis zu den Kosovo-Albanern, die seinem Vater in einer Notlage halfen.
 

Streit um die Moschee – und ein gelungenes Miteinander
Ein zentrales Kapitel in Pfaffenhofens Integrationsgeschichte war der Bau der türkischen Moschee an der Hohenwarter Straße. Anfangs sah sich Haiplik, damals Integrationsreferent, massiven Anfeindungen ausgesetzt. Erst 2011 konnte mit Unterstützung des interkulturellen Vereins (IKVP) ein Grundstück gefunden werden. Trotz Drohungen und Schmierereien entstand ein würdiger Sakralbau, der heute als Vorzeigeprojekt für gelungene Integration gilt. Die Ditib-Gemeinde öffnet ihre Türen regelmäßig, beteiligt sich an Stadtfesten und Dialogveranstaltungen.
 

Ehrenamt und Dialog als Fundament
Haiplik würdigte das außergewöhnliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger, vor allem während der Flüchtlingswelle 2015. Rund 200 Ehrenamtliche halfen bei der Betreuung, begleiteten Geflüchtete zu Ämtern, gaben Sprachunterricht und organisierten Begegnungen.
Eine Schlüsselrolle spielt der Interkulturelle Verein Pfaffenhofen (IKVP), gegründet 2009 von Sepp Steinbüchler, der auch den christlich-islamischen Dialog ins Leben rief. Heute zählt der Verein über 80 Mitglieder und organisiert regelmäßig interkulturelle Wochen, an denen Dutzende Organisationen teilnehmen.
Auch die Caritas leistet unverzichtbare Arbeit – von der Asylberatung bis zur Unterstützung Alleinerziehender. Probleme bleiben: unzureichender Nahverkehr, zu wenige Sprachkurse mit Kinderbetreuung, wachsende Belastung der Ehrenamtlichen. Dennoch, so Haiplik, sei Pfaffenhofen „in der Flüchtlingsbetreuung relativ gut aufgestellt“.
 

Stadt und Landkreis aktiv
Die Stadt Pfaffenhofen hat zwei Integrationsstellen geschaffen und betreibt mit großem Erfolg das Begegnungszentrum „Alte Druckerei“, das von der EU gefördert wird. Dort finden Sprach- und Nähkurse, Kochabende, Elterncafés und Beratungen statt. Viele Zugewanderte übernehmen inzwischen selbst Verantwortung und leiten eigene Gruppen.
Auch die Volkshochschule bietet seit 2005 Integrationskurse an – derzeit besuchen 238 Personen Sprachlehrgänge.
An den Schulen gibt es Brückenklassen, die neu zugewanderten Kindern den Spracherwerb erleichtern. Lehrkräfte leisten hier Enormes – oft über das geforderte Maß hinaus. Haiplik lobte besonders die Offenheit vieler Schülerinnen und Schüler, die gemeinsam mit neuen Mitschülern lernen und Freundschaften schließen.
 

„Heimat ist kein Gegensatz zu Integration“
Zum Schluss wandte sich Haiplik persönlichen Gedanken zu. Für ihn sei Heimat nichts Ausschließendes, sondern „ein Ort der Vertrautheit, der auch wachsen kann“. Nur wer seine eigenen Wurzeln kenne, könne offen sein für Neues.
Pfaffenhofen, so sein Fazit, habe in den letzten Jahrzehnten einen weiten Weg zurückgelegt – „von der Fremdheit zur Freundschaft, von der Ablehnung zur Achtung“. Integration bleibe eine Daueraufgabe, aber das Fundament sei gelegt: gegenseitiger Respekt, Neugier und Menschlichkeit.
„Wir sollten deshalb besonders wachsam sein, wenn versucht wird bei uns Hass, Intoleranz, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit auszusäen,“ warnte Haiplik mit Blick auf aktuelle Entwicklungen. „Diese gefährliche Saat darf nicht aufgehen, darf nicht wieder auf fruchtbaren Boden treffen. Heute ist Pfaffenhofen eine bunte, offene und tolerante Stadt geworden. Sie soll es bleiben. Nur dann können die Bewohner-von woher sie auch immer kommen- sagen: Hier geht es mir gut, hier ist meine Heimat.“
 

 

Zurück