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persönlicher Kommentar

Wer verkauft das Land?

Leserbrief von Angela Wittmann zur Verknappung des Bodens

Bevor ich auf mein eigentliches Verständnisproblem komme möchte ich ein paar Zahlen auf den Tisch legen: Bayern hat 46,1% Landwirtschaftliche Fläche, 35,3 % Waldfläche und 12,2% Siedlungs- und Verkehrsfläche. Das neueste Gutachten zum Bodenmarkt im Auftrag der Landesregierung zeigt, dass sich 95% der landwirtschaftlichen Fläche in kleinstrukturiertem Privatbesitz befinden.

Die Mehrzahl (52 Prozent) der Eigentümer verfügt über weniger als ein Hektar Landwirtschaftsfläche. Ein weiteres knappes Viertel aller Eigentümer besitzt zwischen einem und fünf Hektar. Rund 20 Prozent der Eigentümer verfügen über bis zu 50 Hektar Fläche, lediglich 0,5 Prozent der Grundstückseigentümer besitzen über 50 Hektar Land.

Soweit so gut. Landwirtschaftliche Fläche wird im Zuzugsland Bayern massiv für neue Wohnbau- und Industriegebiete, Infrastrukturprojekte oder naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen in Anspruch genommen. Es geht weiter mit Energieunternehmen, die große Wind- oder Solarparks auf Ackerland errichten.
Warum aber wird gerade vom Bauernverband geklagt dass landwirtschaftliche Fläche immer weniger und immer teuerer wird? Es sind doch gerade die Landwirte, die von den Höchstpreisen profitieren, die öffentliche Hand und Unternehmen bezahlen.
Jüngstes Beispiel: das geplante Paketverteilzentrum in Weichering. Etwa ein dutzend Eigentümer – Privatpersonen sowie Institutionen werden hier ihr Ackerland verkaufen. Ein Verlust von 1,85 Hektar Klimaschutzwald und rund 12 Hektar landwirtschaftliche Fläche.  Mit rund 10,5 Hektar neu versiegelter Fläche.
Warum sind Landwirte stets willig wenn der Investor kommt und mit den großen Scheinen wedelt? Ist Landwirtschaft nicht mehr lukrativ? Reichen die 60% Subvention am Gewinn nicht? Sicher gibt es auch Ausnahmen: als es um die Flächen für Kuglhof 2 ging wurden die wenigen unwilligen Landeigentümer unter Druck gesetzt und angefeindet.
Paradox muten auch die Klagen der Bauernverbände wegen Ausgleichsflächen an, die von den Verursachern des Flächenverbrauchs geschaffen werden müssen. Dabei gehe noch mehr der ohnehin knappen landwirtschaftlichen Fläche zur Erzeugung von Lebensmitteln verloren.  Landwirte die Ausgleichsflächen zur Verfügung stellen werden angemessen entschädigt, was nicht unbedingt dazu führt, dass diese Flächen vertragsgemäß gepflegt werden.
Wie also sollen wir das verstehen? Auf der einen Seite machen Landwirte den großen Reibach wenn Investoren ihre Felder zu Höchstpreisen kaufen, auf der anderen beschweren sie sich über stark gestiegene Preise bei Zukauf und Pacht, über die immense Verknappung des Bodens und den großen Wettbewerb um die noch verfügbaren Flächen. Dabei sind sie doch selbst der Motor der die unersättliche Flächenfraßraupe mit am Leben hält.
Unsere Landesregierung und der bayrische Bauernverband haben kürzlich einen „Zukunftsvertrag“ geschlossen. Ein schönes, unverbindliches Papier das den Flächenverbrauch wieder einmal auf 5 ha pro Tag bis 2030 begrenzen soll. Kommt Ihnen das auch bekannt vor? Hatten wir das nicht schon mal im Koalitionsvertrag 2018 und im Landesplanungsgesetz 2021? War leider auch nur heiße Luft und Null Verbindlichkeit – darauf versteht man sich ja recht gut wie dieser neuerliche „Zukunftsvertrag“ auch wieder beweist.

 

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