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Pressemitteilung

Bürgerbegehren „Stoppt den Flächenfraß - kein Gewerbegebiet Kuglhof II“

Boden ist eine begrenzte und äußerst wertvolle und politisch immer noch unterschätzte Ressource. Wer die Generationengerechtigkeit ernst nimmt, kann gar nicht anders, als den Flächenfraß zu stoppen, auch in Pfaffenhofen am Kuglhof.

Luftaufnahme der Fläche Kuglhof II

Die kleinstrukturierte landwirtschaftliche Fläche östlich vom Kuglhof aus der Luft betrachtet. Im Hintergrund das Gewerbegebiet Kuglhof I

Unterschriftenlisten herunterladen & ausdrucken

Ab sofort können Sie für die beiden Bürgerbegehren Unterschriftenlisten herunterladen, zuhause ausrucken und Unterstützer sammeln:

Bitte drucken Sie beide Unterschriftenlisten aus, sammeln Sie Unterschriften und werfen Sie ausgefüllte Listen entweder in den Briefkasten vom Bund Naturschutz in der Türltorstraße 28, oder senden Sie diese per Post. Herzlichen Dank & Vergelt's Gott!

Wichtig: Unterschreiben dürfen nur Wahlberechtige ab 18 Jahren mit einem Wohnsitz in 85276 Pfaffenhofen a.d. Ilm. (Tipp: Dazu gehören selbstverständlich auch die Ortsteile wie Tegernbach, Förnbach, Niederscheyern...)

 

Hintergründe & Fakten

Die Stadt Pfaffenhofen und die von ihr zur Entwicklung beauftragte Herkules Grund und Boden GmbH führen gewichtige Gründe an, die die Umwandlung von ca. 38 ha landwirtschaftlicher Fläche in das Gewerbegebiet Kugelhof II rechtfertigen sollen. Die Hauptargumente sind Nachverdichtung durch Auslagerungen bestehender innerstädtischer Firmen, Mehreinnahmen für den städt. Haushalt durch Gewerbesteuern der Gewerbeneuansiedlungen und – natürlich! - Arbeitsplätze. Der Schwerpunkt liegt also im Bereich Wirtschaft. Es gibt jedoch ebenso gewichtige Gründe, die gegen die Ausweisung eines so umfänglichen Gewerbegebietes sprechen. Diese haben ihre Schwerpunkte im Sozialen und vor allem im Bereich der Ökologie.

Eine Interessengemeinschaft rund um den Bund Naturschutz, die ökologisch demokratische Partei ÖDP und die Wählergruppe „Gemeinsam für Gemeinwohl“ (GfG) will, dass die Bedenken und problematischen Folgen in die Entscheidungsfindung einfließen und vor allem, dass die Bürgerinnen und Bürger bei einer so bedeutenden und umfassenden Maßnahme die entscheidende Stimme bekommen. Sie initiieren deshalb das Bürgerbegehren „Stoppt den Flächenfraß!“. Am 15. Oktober wird mit der Sammlung von Unterschriften begonnen werden.

Die Stadt und die Entwickler des Gewerbegebiets haben große Pläne. Es soll – auch überregional betrachtet – gerade in ökologischer Hinsicht ein Vorzeigeprojekt werden. Die Interessengemeinschaft „Stoppt den Flächenfraß!“ möchte diesen Vorher-Willen zwar nicht in Abrede stellen, jedoch belegen zwei Beispiele vor Ort und aus jüngster Vergangenheit eine andere, nämlich eine Dann-machen-wir-halt-Abstriche-Realität. Siehe ab 2013 das Eco-Quartier in Pfaffenhofen, das dann doch ganz anders wurde, als es die Hochglanzprospekte vor Baubeginn versprachen. Auch 2020 beim Gewerbegebiet im Auerbachtal in Reichertshofen machten etliche angekündigte Interessenten einen Rückzieher.

Weiter wäre abzuwägen, gerade vor dem Hintergrund der weltweit unsicheren wirtschaftlichen Entwicklung, ob es für alle beteiligten Bauwilligen angebracht ist, so weitreichende Investitionen zu tätigen und zusätzlich zu verursachen, dass große Flächen aus der landwirtschaftlichen Produktion genommen werden. Beides kann ins Auge gehen.
Gerade mit Blick auf die zentralen Herausforderungen unserer Zeit dem Klimawandel, dem Erhalt der Biodiversität und der zunehmenden Ressourcenknappheit ist ein fortwährendes einseitiges Weiterwachsen geradezu kontraproduktiv. Nur die städtischen Gewerbeflächen der letzten 25 Jahre zusammengerechnet, also Sandgrippenfeld I und II, Posthofstraße, Kuglhof I und jetzt Kuglhof II, ergeben ca. 106 ha an gewerblichem Flächenverbrauch. Das soll maßvoll sein? Soll es so die nächsten 25 Jahre weitergehen? Soll aus der (vormals) lebenswertesten Kleinstadt der Welt in der nahen Zukunft eine weitere – aus den Nähten platzende - Großstadt werden?

Durch die Aussiedlung von Unternehmen will die Stadt innerstädtischer Wohnungsbau möglich machen. Die dadurch erwartete Entlastung auf dem Wohnungsmarkt wird jedoch erfahrungsgemäß vom Zuzug sofort zunichtegemacht. Was durch die erwartete Aussiedlung von Unternehmen an Gewerbeverkehr aus dem Stadtgebiet verschwindet, wird durch die PKWs der neuen Bewohner und Bewohnerinnen vervielfacht dort wiederauftauchen. Der Verkehr wird grundsätzlich eigentlich also weder verlagert noch reduziert, sondern per se faktisch erhöht, da ja das neu entstandene Verkehrsaufkommen durch Zu- und Ablieferung und Arbeitsplatzerreichungsverkehr im neu entstandenen Gewerbegebiet dazu addiert werden muss.

Die Anwohner und Anwohnerinnen der Moosburger Straße sehen Kuglhof II also zu Recht äußerst kritisch. Ob allerdings die seit Jahrzehnten geplante Umgehungsstraße im Osten ihre berechtigten Anliegen auf Verkehrsreduzierung und Verkehrssicherheit lösen kann muss jedoch stark bezweifelt werden. Der Landkreis und die Stadt Pfaffenhofen sind Spitzenreiter in der Verkehrsdichte in ganz Deutschland. Solange das Auto als Verkehrsmittel die Verkehrsinfrastruktur dominiert wird sich auch in Pfaffenhofen und speziell in der Moosburger Straße nichts ändern. In einer echten Mobilitätswende werden keine neuen Autostraßen gebaut, sondern Autoverkehr drastisch reduziert und überflüssig gemacht. Und nur so kommen Fußgänger, Fahrrad und ÖPNV in einer Stadt endlich zu ihrem vielbeschworenen Recht auf adäquate Teilhabe. Im Übrigen taucht in den Planungen bereits die Umgehungsstraße aller unserer Umgehungsstraßen schon auf, nämlich die Verlegung der B 13 nach Osten. Also nach der neuen Autostraße für eine Umgehung, gleich die nächste und nächste. Ist das wirklich alternativlos?

Die Umgehungsstraße ist beschlossen und wird kommen. Im November 2008 wählte der Stadtrat aus den 3 Trassenvarianten, die das Straßenverkehrsamt vorgeschlagen hatte, die längere Trasse, die über Hettenshauser Gemeindegebiet führt, weil diese mit den geringsten Eingriffen in die Landschaft verbunden sei. Der PK berichtete. Jetzt will die Stadt diese Trasse verlegen, um das Gewerbegebiet so groß wie möglich zu machen. Dass diese neue Trasse den Schindelhauser Forst durchschneidet, wird plötzlich nicht mehr als Problem gesehen, ist jedoch aus ökologischer Sicht und auch für Erreichbarkeit und den Erholungswert des Schindelbacher Forsts absehbar ein Desaster.

Unabhängig von der Umgehungsstraße steht fest: Die Ökologie braucht keine Gewerbefläche, um auf dem Areal von Kuglhof II Einzug halten zu können. Eine Umstellung auf ökologische Landwirtschaft und/oder eine Entwicklung eines zusätzlichen Naherholungsgebietes für Mensch, Tier und Pflanze hätte eine vollumfänglichere zeitgemäße nachhaltige Wirkung. Denn ökologisch betrachtet ist Flächenfraß erwiesenermaßen immer eine Katastrophe, auch wenn er mit weitreichenden Auflagen ausgeglichen werden soll. Boden ist eine im wahrsten Sinne des Wortes grundlegende - aber sehr begrenzte - Ressource und darf nicht ohne Not einseitig gewerbemäßig „entwickelt“ werden.
Die Planer haben nahe Geisenhausen die gesetzlich geforderte sogenannte Ausgleichsfläche geschaffen, also außerhalb des Stadtgebietes, was zu kritisieren ist. Hier ist den Planern die Umwandlung eines heruntergekommenen Plantagenwaldes in einen nachhaltigen und resistenten Natur- und Weidewald überaus gelungen. Die Umwandlung der Fläche kann allerdings ihre Rechtfertigung nur am wohl sehr erbärmlichen Zustand der Ausgangsfläche finden und war notwendig um in Zukunft hier überhaupt noch Wald vorzufinden. Die staatliche Erlaubnis, diese entfernte Walderhaltungsmaßnahme als „Ausgleich“ für eine Gewerbefläche einsetzen zu können, ist realistisch betrachtet allenfalls als Taschenspielertrick, oder als Ökokonto-Tourismus zu bezeichnen. De facto könnte jeder rein rechtlich ganz einfach ein vorhandenes Stück Natur als „Ausgleich“ für jegliche Art von Bauvorhaben heranziehen. Das ist allerdings ein Minusgeschäft für die Natur. Wollen wir das wirklich? Ein realer Ausgleich entstünde einzig allein dann, wenn eine vormals versiegelte Baufläche entsiegelt und an die Natur zurückgegeben würde. Haben wir Flächen zum Entsiegeln? Dann bitte schön!

Die Stadt braucht mehr Geld, weil sie wächst. Die Stadt möchte wachsen, weil sie mehr Geld braucht. Die Lösung ist ein Teil des Problems. Wir als Interessengemeinschaft „Stoppt den Flächenfraß!“ wollen nicht wachsen bis wir platzen. Es ist an der Zeit alte Reaktionsmuster zu hinterfragen und durch Neues zu ersetzen. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel gerade auch in der Handlungsebene. Die Rahmenbedingungen verändern sich und erfordern einen Anpassungsprozess. Wachstum ist die falsche Antwort auf die neuen Herausforderungen. Angesagt sind: Zusammenhalten, Rücksicht nehmen, die Ansprüche zurückschrauben, die Schere zwischen Arm und Reich schließen. Es gilt wirklich systemrelevante Berufe zu fördern und zu unterstützen. Statt zusätzliche weitere Branchen anzusiedeln, sollte vielmehr die Kreativität und Innovationskraft der ansässigen Unternehmen unterstützt und gefördert werden. Die Wirtschaft nicht pimpen, sondern resilient machen, indem konsequent eine sich dem Gemeinwohl verpflichtende Ökonomie zum Tragen kommt. Diese sorgt dafür, dass alle drei Handlungsfelder, also Soziales, Wirtschaft UND Ökologie in Einklang gebracht werden können, wie es die Nachhaltigkeitsagenda 2030, zu deren Umsetzung wir alle verpflichtet sind, erfordert.

Besinnen wir uns auf die Stärken von Pfaffenhofen! Wir fordern innovative Antworten auf die neuen Herausforderungen! Weiteren Flächenfraß brauchen wir wirklich nicht!

Wer das Bürgerbegehren „Stoppt den Flächenfraß!“ unterstützen möchte, um am Abwägungsprozess für oder gegen Kuglhof II direkt teilnehmen zu können,
wende sich an:

ÖDP-Kreisverband Pfaffenhofen (pfaffenhofen@oedp.de)

oder an Bund Naturschutz, Ortsgruppe Pfaffenhofen (christine.janicher-buska@pfaffenhofen.de)

oder an die Wählergruppe GfG (manfred.mensch.mayer@pfaffenhofen.de)

oder Dr. Bernhard Ugele (b.ugele@web.de).

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